Die Abkürzung steht für Maßregelvollzugszentrum
Niedersachsen. Dies ist ein Krankenhaus der Forensischen Psychiatrie und
Psychotherapie in Moringen und ist die größte Maßregelvollzugseinrichtung
Niedersachsens mit über 370 Betten. Dort werden strafrechtlich eingewiesene
Personen mit psychischen Störungen (Psychosen, Persönlichkeitsstörungen,
Neurosen und Suchterkrankungen etc) behandelt. Die Therapie setzt sich aus
Psychotherapie, Soziotherapie und Pharmakotherapie zusammen.
Zuerst wurden wir von Dr. Hesse, dem ärztlichen Direktor
herumgeführt. Er erzählte uns von der Historie. Interessant
war, dass die Gebäude ab 1933 zu einem der ersten Konzentrationslager
wurden und dort überwiegend politisch aktive Jugendliche, oder Jugendliche, die
'falsche' / afroamerikanische Musik hörten, inhaftiert waren.
Dann wurden wir durch die einzelnen Häuser geführt. Zuerst
durch den Hochsicherheitstrakt, der zur Krisenintervention dient und dann durch
die Ergotherapieräume, wo die PatientInnen selbstständig in Gruppen handwerklich
arbeiten können. Außerdem waren wir in der PatientInnenschule, dem Frauenhaus, der
Kapelle und der Cantine.
Besonders herausstechend ist das Konzept der Sicherung. Es
wird nämlich überwiegend auf Gitter und ähnliche 'gefängnistypische'
Baumaßnahmen verzichtet, um den PatientInnen ein Gefühl von Normalität und
Akzeptanz zu vermitteln. Denn auch hier müssen die PatientInnen in der langwierigen
Therapie, soziales Verhalten und geregelte Tagesabläufe erlernen. Es gehören
viele einzelne Kleinziele dazu, um das große Ziel der Resozialisierung zu
erreichen, sagte Dr. Hesse.
Dennoch ist gerade der Hochsicherheitstrakt kein Ort, an dem
die PatientInnen ein und ausgehen können! Es gibt viele Maßnahmen, die die Flucht
stark erschweren und damit verzögern, sodass ein Fluchtversuch schnell bemerkt
wird.
Die Anstalt befindet sich mitten im Ort Moringen, damit die
PatientInnen das Gefühl von Zugehörigkeit zur Gesellschaft nicht verlieren und
auch die Anwohner sich von den PatientInnen nicht distanzieren, sondern normal mit
dem Thema umgehen. Außerdem ist die Anstalt schon lange der größte Arbeitgeber
im Ort.
Dr. Hesse schilderte uns auch Probleme. Zum Beispiel die
Stigmatisierung durch die Medien und von Filmen aus dem Psycho-Genre, welche
die Akzeptanz der BürgInnen gegen null laufen lassen.
Alles in Allem war dies eine super lehrreiche Arbeitsreise!
Besonders spannend fand ich, das Pendant zum Trauma Netzwerk
(Montag) zu sehen, dessen TherapeutInnen die Gewaltopfer behandeln , wohingegen
in Moringen auch GewalttäterInnen behandelt werden.
Liebe Grüße, Marie :)
In der hauseigenen Zeitschrift können Patienten von Ausflügen berichten, aber auch sagen was ihnen nicht passt.
Die oberen Bilder sind aus dem Innenhof und zeigen, das es viele
Gemeinschaftsorte für die PatientInnen gibt. Unten links sieht man den
Blick aus dem Fenster, direkt in den angrenzenden Ort. Unten rechts ist
die 'Moringer Mauer', bei der auch bewusst auf martialische Baumaßnahmen
verzichtet wird und stattdessen auf eher natürliche
Fluchtvermeidungsmöglichkeiten gesetzt wird.