25.11.2014

Bericht: Trauma Netzwerk

Hi liebe Leute,
gestern Abend waren Thomas und ich bei einem Treffen des Trauma Netzwerk Hannover. Das Netzwerk gibt es seit 2011 und setzt sich aus Beratungsstellen, Kliniken, niedergelassenen PsychotherapeutInnen, PsychologInnen, ÄrztInnen, FachexpertInnen, TraumapädagogInnen, Vereinen, Selbsthilfegruppen und politisch Tätigen zusammen. Die verschiedenen Einrichtungen treffen sich regelmäßig zum Austausch von Erfahrungen und zur gegenseitigen Hilfestellung. Das Hauptziel des Netzwerkes ist es, gegen sexualisierte, körperliche und oder emotionale Gewalt einzutreten und die Verbesserung der psychosozialen und therapeutischen Versorgung von traumatisierten Menschen voran zu bringen.
In dieser Veranstaltung ging es darum, konkrete Forderungen, basierend auf Versorgungslücken, an die Landespolitik heran zu tragen.
Eines der großen Probleme in diesem Gesundheitlichen Sektor ist das Versorgungsproblem. Für traumatisierte Menschen ist der Beziehungsaufbau geprägt von Gewalt und somit das Vertrauensverhältnis zu Menschen generell stark beeinträchtigt. So ist es zu erklären, dass auch die Beziehung zu einem Therapeuten / einer Therapeutin über eine lange Zeit aufrechterhalten werden muss. Da aber zum Beispiel nicht approbierte TherapeutInnen (ohne staatliche Zulassung für Heilberufe) nur eine geringe Sprechstundenanzahl für ihre PatientInnen zur Verfügung haben, ist der Aufbau einer tragfähigen und vertraulichen Beziehung oft nicht gewährleistet.
Die Mitglieder des Bündnisses baten die Abgeordneten (Thomas Schremmer, Bündnis90/Die Grünen und Thela Wernstedt, SPD) die Beratungsstellen zu stärken, da diese die erste Möglichkeit zur Unterstützung von PatientInnen bieten. Zudem forderten sie ‚Krisenunterbringungsmöglichkeiten‘ in akuten Fällen, vor allem, damit die PatientInnen dem Kontakt zum Täter / zur Täterin entgehen können, sowie Unterstützung bei anderen Finanzierungsmöglichkeiten.

Was ich gelernt habe:

  1. Dass das Zweiklassengesundheitssystem auch hier gesetzlich Versicherten enorme Nachteile verschafft
  2. Dass die Abrechnung, sofern sie nicht über die Krankenkassen läuft, eine zusätzliche Belastung für die PatientInnen darstellt (diese müssen nämlich meist ihre ‚Erlebnisse‘ einer dritten Person schildern)
  3.  Dass DolmetscherInnen, die zwischen PatientInnen und TherapeutInnen vermitteln, meist zusätzlich belastet werden und im schlimmsten Fall sogar auch auf therapeutische Hilfe angewiesen sind
  4.  Dass durch die extreme Unterversorgung an Fachkräften die Wartezeiten für Therapieplätze bis zu 1,5Jahre betragen können

Passend zu diesem Thema ist heute der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen. 1981 initiiert von lateinamerikanischen und kubanischen FeministInnen!

Liebe Grüße, Marie